NORDSTRAND ist Florian Eichingers zweiter Spielfilm und zugleich der zweite Teil einer filmischen Trilogie über den langen Arm von familiärer Gewalt. Wie bereits Eichingers Debüt BERGFEST ist auch NORDSTRAND im Stil eines modernen Kammerspiels inszeniert. Im Mittelpunkt steht diesmal die Beziehung zweier Brüder. Der jüngere, Volker, wurde als Kind regelmäßig zum Opfer väterlicher Gewaltausbrüche. Der ältere, Marten, wurde verschont und plagt sich noch Jahre später mit dem schlechten Gewissen, seinem Bruder aus Angst nicht schützend zur Seite gestanden zu haben.
Psychologisch präzise, behutsam und unter Auslassung genre-üblicher Klischees, nähert sich NORDSTRAND dem komplexen Verhältnis von Marten und Volker, deren Kindheitstraumata sowie den Fragen von Schuld, Verantwortung und Opferrollen.
Eichingers Film zeigt die seelischen Folgen von Gewalt in ihrer Vielschichtigkeit ohne zu verharmlosen oder zu dämonisieren. Vielmehr werden in NORDSTRAND gewohnte Rollenmuster hinterfragt – und auf überraschende Art ineinander gespiegelt:
Wer trägt wie schwer an seiner Vergangenheit: Der jüngere Bruder, der immer wieder misshandelt wurde? Der ältere, der tatenlos zusah? Die Mutter, die dem jahrelangen Grauen nicht weniger gewaltsam ein Ende machte? |